Ethir oder Der Spion
von Lariela

Kapitel 3: Seltsame Weggefährten

Früh am nächsten Morgen, die Sonne war noch nicht aufgegangen, erwachte ich. Das kleine Wesen war weg! Meine Tasche und mein Proviant lagen allerdings noch unberührt, dort wo ich es in der Nacht liegen gelassen hatte.
Obwohl ich einen sehr leichten Schlaf habe, hatte ich nicht gehört wie oder wann der Kleine verschwunden war. `Seltsam´ dachte ich bei mir: `Nun gut. Auf geht es! Vielleicht ist es besser so, jetzt komme ich wieder schneller voran.
Also packte ich schnell meine sieben Sachen und machte mich zum Aufbruch bereit. Plötzlich knisterte und knackte das Unterholz und der Kleine brach daraus hervor.
„Hallo! Da bist du ja wieder. Wo warst Du denn?“
„ Ham!“ Eine kleine schmutzige Hand hielt mir ein kleines schmutziges Bündel hin.
„Nein, danke ich habe schon gefrühstückt!“
„ Hamham !! Da!!“
„Ja doch, schimpf doch nicht so! Ich möchte jetzt wirklich nichts essen. Später vielleicht! Kommst Du jetzt mit, oder bleibst Du hier?“
Das kleine schmutzige Wesen zeigt in die Richtung, in der Düsterwald und der Anduin lagen „ Da?“ „ Ja, dort gehe ich hin. Willst du mit?“
Ohne mich eines Blickes zu würdigen lief das schmutzige Ding los.
Ich schnappte meine Tasche, meinen Bogen und die Schwerter und trabte hinter ihm her. Im Laufen steckte ich die Schwerter in die Scheiden, hängte mir den Bogen, Köcher und die Tasche um, und bemühte mich den Kleinen, der unbekümmert über die Straße lief, einzuholen.
Nach wenigen Minuten, war ich auch schon hinter ihm. Gemeinsam trabten wir über die Alte Straße direkt auf den Anduin zu. Der Kleine legte für seine kurzen Beine ein ziemliches Tempo vor. Nicht nur das er ziemlich schnell laufen konnte, nein es bildete sich auch kein Tropfen Schweiß auf seiner Stirn. Mein Respekt, dem Wesen gegenüber nahm ein ganzes Stück zu. Nachdem wir drei Stunden ein ziemliches Tempo vorgelegt hatten, legten wir eine kurze Rast ein und dann ging es auch sofort weiter.
Ich beschloss die Nacht durchzulaufen und nur Rast zu machen, um etwas zu essen.
Nach drei Tagen und Nächten des ständigen Laufens hatten wir den Anduin erreicht.
Das kleine Wesen, dass ich im Schlepptau hatte, zeigte sich nun ziemlich erschöpft und es war völlig verängstigt als es den Großen Strom erblickte. Von diesem Zeitpunkt an, war es nicht mehr zum Weitergehen zu bewegen. Nachdem ich es eine Weile hinter mir hergeschleift hatte, gab ich es auf und fragte: “ Was ist los? Du wolltest doch unbedingt mitkommen! Zum Tragen bist Du mir zu schwer, also
entweder Du bewegst Dich jetzt alleine weiter oder Du bleibst hier!“
Das kleine Wesen bekam große Augen und fing an zu zittern : „DA! NEIN! NEIN! NICH! NICH ! AUA! DA! NEIN! AUA! “ stammelte es.
`Was´ :dachte ich mir,` ich soll nicht dahin ? Wieso hat es dort am Anduin Schmerzen erlitten? Ist dort auch Gefahr für mich? ´
Langsam dämmerte mir was dieses leine Schmutzbündel war.
„Im Lalariel!“ sagte ich: „Havo dad! Man le?“ (1) Der Kleine bekam große Augen und antwortete:
„Im Brôgon, Methorionn“
Diese kleine Ding, konnte es sein? War es einer der „Verlorenen“?
Die „Verlorenen“ waren eine Gruppe Eldar, die vor ungefähr 30 Jahren sich auf den Weg gemacht hatten, um Mittelerde zu verlassen. Es war eine recht kleine Gruppe von etwa 50 Personen, aus dem Volke der Waldelben. Darunter 15 Frauen. Doch sie kamen nie an den Grauen Anfurten an. Als Cirdan der Schiffbauer sie vermisste, schickte er einen Suchtrupp los und man fand fast die ganze Gruppe am Anduinufer. Alle waren grausam dahingemetzelt worden, bis auf die Frauen. Diese blieben verschwunden. Man hat sie nie gefunden und auch nicht den Schuldigen, der dieses Massaker angerichtet hatte.
War es also möglich?
Ich begann das kleine Wesen auszuquetschen.
Nach und nach erfuhr ich, dass es in den Bergen gelebt hatte, es erinnerte sich an eine junge Frau er nannte sie Nanaiel. Seine Mutter war sie nicht, behauptete er. Dieses Mädchen oder junge Frau gab ihm seinen Namen und brachte ihm etwas Westron bei. Sie lebten oben am Hohen Pass, bis vor ein paar Tagen, da legte sich die junge Frau schlafen und wachte nicht mehr auf.
Wer sein Vater war wusste er nicht. Das Mädchen hatte ihn immer nur „Methor“ genannt. Nun, Krieger ist ein weitläufiger Begriff. Ich sagte Brôgon, er solle bleiben, wo er ist und dann ging ich los, um Wasser zu holen.
Nachdem ich wieder da war, zog ich aus meinem Beutel Seife und Ersatzkleidung und bedeutete ihm sich zu säubern.
Nachdem er die stinkende Kleidung abgelegt hatte und gewaschen war, sah er etwas seltsam in meiner Kleidung aus. Die Hose und das Hemd waren zig mal umgeschlagen und ich beschloss sie zwangsweise zu kürzen. Also, zügte ich mein Messer und Brôgon drehte sich um, um Reißaus zu nehmen.
Auf Grund der zu langen Kleidung, kam er nicht weit, eher im Gegenteil. Er legt sich der Kürze nach auf den Boden.
Ich schnappte nach ihm und er rief aus:
„ Baw! Le anno gûr?“ (2)
Ich explodierte:„ Baw! U-annon le gûr! Gen caedo dínen! No îdhen! Nuitho i rûth!” (3)
Daraufhin hielt Brôgon still und ich konnte endlich seine Hose und das Hemd abschneiden.
Nachdem ich fertig war, konnte Brôgon auch wieder gehen: „Mae?“
fragte ich und er nickte nur. “Hannon le!“
„Nun, ich muss weiter Kleiner,“ begann ich meinen Monolog: „entweder gehst du mit mir über den Anduin oder du läufst zurück und verhungerst auf deinem Berg.“ Dann drehte ich mich um und lief los. Wenige Augenblicke später setzte sich auch Brôgon in Bewegung. Er hatte also beschlossen, mir zu vertrauen. Wir kamen an die Furt. Von jetzt an würden wir noch eineinhalb Tage bis zum Saum des Düsterwaldes benötigen. Oder ich würde uns ein Floß bauen müssen, um damit den Fluss abwärts zu flößen. Das Problem war nur, wo bekam ich das notwendige Holz für das Floss her? Da es auf dieser Seite des Flusses nichts geeignetes gab, beschloss ich den Anduin zu überqueren und die Waldelben um Hilfe zu bitten.
Ich blickte über den Fluss und da ich meine Wahl getroffen hatte, ging ich auf die Furt zu. Brôgon folgte mir. Ich reichte ihm meine Hand. Nach einigem Zögern ergriff er sie und wir wateten hinüber. Unterwegs, immer wenn ihm das Wasser bis an den Hals reichte, hatte ich das Gefühl er würde mir die Hand zerquetschen.
Nach scheinbar endlosen Stunden erreichten wir das andere Ufer. Obwohl nur etwa 20 Minuten vergangen waren, waren wir durchgefroren, denn das Wasser des Anduin ist Ende Oktober schon sehr kalt.
Am Ufer suchten wir uns eine geschützte Stelle und ich entzündete das erste Mal ein Feuer seit ich Imladris verlassen hatte. Nachdem unsere Kleidung getrocknet war, machten wir uns auf den Weg. Es lagen 50 Meilen bis zum Saum des Düsterwaldes vor uns und ich wollte sie bis zum Mittag des übernächsten Tages bewältigt haben. Dies würde ein harter Gang, dessen war ich mir voll bewusst, aber würde auch mein unfreiwilliger Gefährte mithalten? Nun wir würden sehen.

1. Ich bin Lalariel. Setz Dich. Wer bist Du?
2. Nein! Gibst du den Tod?
3. Nein! Ich gebe dir nicht den Tod Lieg ruhig! Sei still! Halt dich zurück!

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