Die Drei Prüfungen


Ein junger Bursche, liebeskrank
Eilte einst rasch in den Wald
Zu erbeten einen Trank,
Der die Sehnsucht heilte bald.


Er eilte zu dem Kräuterweib,
der garstigen Hexe, steinalt...
Diese galt als sehr gescheit
So läuft er zu ihr in den Wald.


Und trägt ihr sein Anliegen vor
Die Alte lacht ihm ins Gesicht
Der Rabe krächzt im spött’schen Chor
„Einen Zauber willst du, kleiner Wicht?


Du sollst ihn bekommen,
wenn du die Prüfungen bestehst,
die viel Leben schon genommen.
Höre dies bevor du gehst:


Bring mir den härtesten Fels auf Erden...
Bring mir den hellsten Strahl...
Bring mir den Quell des Lebens...
Löse deine Qual!


Der Jüngling suchte diesen Stein,
der härter als die andren war.
Er fand ihn nicht, fand nicht den Stein
Und suchte er auch lange Jahr.


Unter fremden Sternen
Liegt er danieder, müd’ und krank
Als in ungebrochnem Willen
Sich als den härtesten Fels erkannt.


Der Jüngling suchte dieses Licht,
das heller als die andren strahlt.
Er fand es nicht, fand nicht das Licht
Und suchte er auch lange Jahr.


An fremdem Unfer
Liegt er danieder, müd’ und krank.
Als er im Wasser seine Augen
Als das hellte Licht erkannt.


Der Jüngling suchte auch den Quell,
aus dem sollt alles Leben sein.
Er fand ihn nicht, fand nicht den Quell
Schon müde schmerzten seine Bein’.


Unter fremden Linden,
lag er danieder, müd’ und krank.
Als er in seiner reinen Liebe
Den Quell des Lebens hat erkannt.


War einst ein junger Bursche er
So ist er jetzt ein Mann
Das Heimweh schmerzt sein Herz gar sehr
Eilt er nach Hause dann.


Er läuft gar eilends in den Wald
Zu dem Kräuterweibe
Diese sieht ihn kommen bald.
„Na? War erfolgreich deine Reise?


Wo ist der härteste Fels auf Erden?
Wo das hellste Licht?
Wo ist der Quell des Lebens?
Fandest du sie nicht?“


Der Weitgereiste strahlt vor Glück
„Sieh, hab mich selbst dir mitgebracht!“
Die Alte lächelte, blickt zufrieden.
„Geh, du findest deinen Frieden. Kehre ruhig nach Haus zurück...“

 

© Tynio

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